Freitag, 12. September 2008

Ankunft in Sarapiqui (Puerto Viejo)

Hallo ihr Lieben in Deutschland,

Wie geht’s euch denn??? Ich denke oft an euch und möchte mich mal für die vielen Mails bedanken!!! Meldet euch weiterhin regelmäßig bei mir, ja?!!

Bei mir gibt’s auch Neuigkeiten: Ich bin jetzt endlich zusammen mit der Tina in Sarapiqui oder genauer gesagt in Puerto Viejo angekommen. Das ist der Ort, der während meinem Jahr in Costa Rica zu meiner Heimat werden soll. Wir sind hier am Dienstagabend angekommen und ich hatte schon mit einigen richtig heftigen Umstellungen zu kämpfen.
Aber erstmal zu der Fahrt von San José nach Puerto Viejo. Der Pastor George, der hier mit bei uns im Haus lebt, hat uns mit seinem Auto abgeholt, als es in San José mal wieder zu regnen begonnen hat. Während der Fahrt sind deshalb die Scheiben komplett angelaufen, so dass man quasi nichts gesehen hat, aber das ging schon irgendwie mit ständigem Scheibe frei wischen. Und als wir dann endlich mal aus der, meines Erachtens nach eher hässlichen, lauten, von Menschen überfüllten Stadt herausgekommen sind, sind wir an einer Landschaft vorbei gefahren, die man einfach nur als wunderschön beschreiben kann. So hatte ich mir Costa Rica vorgestellt. Vorbei ging es an den hohen, saftig grün bewachsenen Bergen, die die Hauptstadt umgeben, über einen Fluss mit dem Namen Sucio (schmutzig), weil sein Wasser immer dreckig braun ist und irgendwann haben wir dann die Berge hinter uns gelassen und sind in ein flaches, ebenes Gebiet gelangt mit vereinzelten Häusern und Gaststätten für Touristen am Straßenrand. Die Landschaft dort hat mich mit ihrer Weite fast ein bisschen an Schweden erinnert, nur dass dort wohl noch keine Palmen wachsen. J Tja und dann waren wir nach zwei Stunden Fahrt auch schon fast am Ziel.
Jetzt bin ich hier in Puerto Viejo, einer Kleinstadt, die sich an Hand der Häuser und Geschäfte doch gar nicht so sehr von San Sebastian unterscheidet. Obwohl, einen kleinen, aber für mich entscheidenden Unterschied gibt es hier doch; man hat eindeutig mehr Platz vor dem Haus, sodass man sich einfach mal in die Sonne setzen kann, bzw. Schatten reicht bei den Temperaturen auch schon völlig aus, die Häuser sind nicht so eng eingekerkert und die Mauer in unserem Garten ist nicht so hoch, dass man nichts außer Mauer sehen kann. In San Sebastian hingegen bin ich mir manchmal wie ein Tier im Käfig vorkommen, wenn man nicht mal innerhalb des eigenen Grundstücks die Möglichkeit hat sich ins Freie zu setzen, ohne dass man eine Mauer oder einen Zaun vor sich hat. Also ganz so schlimm wars auch nicht, aber ein Vorteil hier in Puerto Viejo ist eindeutig mehr Platz und ich bin halt doch ein Mädel vom Land, da ist man das Stadtleben nicht so gewöhnt. :)
Dafür gibt es einen anderen Punkt, der mir hier doch ganz schön zu schaffen macht. Dieser Faktor ist das Klima. Hier ist es so heiß, echt unglaublich. Morgens bis neun und abends ab etwa vier, wird’s richtig angenehm. Kann man sich vorstellen wie ne laue Sommernacht bei uns, aber sonst ist es hier so drückend. Man hat das Gefühl als würde man sich in einem stickigen Zimmer befinden und egal wohin man geht, es gibt einfach keine Frischluft. Aber ich muss dazu sagen, so extrem habe ich das nur am ersten Tag empfunden, heute kommt es mir schon gar nicht mehr so schlimm vor, aber ich schwitz dennoch schon rein beim rumsitzen und nichts tun. Gott sei Dank haben wir jetzt alle einen Ventilator für unsere Zimmer bekommen. Tagsüber ist das echt die Rettung. :) Dafür bin ich sicherlich richtig braun, wenn ich wieder nach Hause komme. :) Da werdet ihr alle staunen.
Was noch ne krasse Umstellung war/ist, ist dass wir jetzt nur noch zu zweit sind, Tina und ich, und dass es somit wesentlich ruhiger hier im Haus ist. Um dieses WG-Leben beneide ich die anderen fünf, die zusammen in San Sebastian wohnen geblieben sind momentan schon noch etwas. Aber in einem Monat bin ich sicherlich schon froh, dass hier nicht ständig Halli Galli im Haus herrscht und man auch mal etwas Zeit für sich hat. Außerdem ist der Pastor echt total nett und wenn mein Spanisch erstmal besser ist, kann ich mich auch richtig an Unterhaltungen beteiligen. Sonst komm ich mit meinem Spanisch schon ganz gut zu Rande, würde mal sagen zum Überleben und für Small-Talks reicht es. Kann auch schon ganz gut Fragen stellen, wenn ich was nicht verstanden hab und manchmal sag ich auch nur „si“ „si“ und versuch mir dann das Richtige zusammenzureimen. Außerdem gibt’s ja auch noch die Tina, die ich dann immer noch mal fragen kann „du, sag mal, hab ich des so richtig verstanden???“. Das ist schon ganz praktisch, aber ich lern auch täglich dazu. Seit wir hier in Sarapiqui sind, bin ich sowieso gezwungen viel mehr spanisch zu sprechen. Wird schon, oder Vamos a ver („wir werden sehn“, einer der Lieblingssprüche der Ticos)
Über die Arbeit gibt’s bisher leider immer noch nicht so viel zu berichten, da wir ja jetzt erst in Sarapiqui angekommen sind und erst mal die Gemeinden kennen lernen müssen, sowie die Gruppen in denen wir arbeiten werden und was genau unsere Aufgaben dabei sein werden. Einige Gruppen, wie zum Beispiel eine Englischlerngruppe oder eine Computergruppe, werden wir wohl auch selbst erst auf die Beine stellen müssen. Ich denke hier ist ziemlich viel Eigeninitiative gefragt. Sicher ist auf jeden Fall, dass wir Montag und Dienstag unsere freien Tage haben werden und der Hauptteil der Arbeit aufs Wochenende fällt. Morgen werden wir zum Beispiel in die ländliche Gemeinde Chilamate fahren, um dort mit den Kindern ihren Tag, den Tag der Kinder zu feiern. Dafür müssen wir in der früh noch das ein oder andere vorbereiten und um zwei fahren wir dann los. Zurück kommen wir wahrscheinlich so gegen sieben. Das heißt morgen gibt es dann vielleicht auch schon mehr zu berichten. Ich werde euch einfach auf dem Laufenden halten.
Eine andere Gemeinde, in der wir arbeiten werden, nennt sich San Julian. Diese Gemeinde haben wir bereits am Mittwochabend besucht. Zusammen mit George waren wir dort bei einer Familie zu besuch, die auf den Bananenplantagen arbeitet. Während der ganzen Fahrt dorthin hat man wirklich nichts anderes als Bananenstauden gesehen und wir sind immerhin ne dreiviertel Stunde gefahren. Das fand ich schon echt mal beeindruckend. Auch die Straße ist erwähnenswert. Das erste Stück war noch asphaltiert und gut befahrbar, aber schon bald kamen wir auf eine Straße, die nur aus Steinen und Staub bestand. Ne ziemlich holprige Angelegenheit, könnt ihr euch vorstellen. Aber noch mal zu der Familie bei der wir waren. Einerseits haben sie auf mich einen ziemlich armen Eindruck gemacht. Sie leben in einer Holzhütte mit nur wenigen Zimmern, ihre Wohnzimmergarnitur besteht aus Plastikstühlen und ihre Kleidung sah von der Arbeit dreckig und abgenützt aus. Aber auf der anderen Seite hatten sie in eben dieser Holzhütte einen Fernseher, einen Kühlschrank und ne riesige Musikanlage. Ich fand es sowieso schon unglaublich, dass es dort, mitten in der Pampa überhaupt Strom gibt, aber diese Bilder kommen mir wirklich paradox vor. Mehr kann ich dazu aber im Moment auch noch nicht sagen.

Hier noch ein paar Bilder, damit ihr euch des alles besser vorstellen könnt.


Des is mein kleines bescheidenes Reich, Bilder von euch kommen natuerlich noch an die Wand, bin grad noch am basteln -> Des is mein Dachfenster, ein anderes besitz ich leider nicht, aber naja, man will ja auch nicht zu viele Ansprueche haben ->

Tina in ihrem Zimmer ->
George, unser Pastor und Mitbewohner beim Ventilatorenaufbau ->
Unsere puderrosa Ranch von aussen. Dadrin wohn ich ->
Des der rechte Teil von unserem kleinen Garten, hinter unserem Haus ->
Die Kokuspalme steht links in unserem Garten und sorgt fuer richtigen Karibikflair ->
Da war unsere ganze Truppe beim WM-Qualifikationsspiel Costa Rica gegen Surinam und des Stadion war einfach nur der hammer, von dort hatte man einen traumhaften Blick ueber die ganze Stadt ->
Ich hoff ihr seid ein bisschen neidisch :) ->

1 Kommentar:

Ähn hat gesagt…

Hey Judith,
klingt ja alles voll super und schön, was du alles erlebst! :) Wünsch dir auf jeden Fall noch ne tolle Zeit!
Daheim gibts eigentlich nix neues, Sara haben wir letztes Wochenende auch verabschiedet und jetz hocken die Anna und ich-total verlassen von euch-nur doof rum! ;)
Hab dich lieb und vermiss dich,
dei Ähn