Donnerstag, 17. Juli 2008


Eine der größten Gefahren für ein erfülltes Leben ist die Selbstverständlichkeit, mit der wir unsere Tage vorrübergehen lassen, als wäre nicht jeder einzelne einmalig und kostbar. Auch das, was sich oft wiederholt, ist noch ein Wunder, ist es wert gewürdigt und gefeiert zu werden. Wenn wir bewusster, wacher, aufmerksamer leben, leben wir erfüllter. Wenn wir uns unser Staunen erhalten, unsere Neugier, unsere Fähigkeit zu feiern und uns zu freuen, dann werden wir vom Leben intensiver berührt. Wir spüren unsere Lebendigkeit stärker.
Bei einer Lebenserwartung von achtzig Jahren haben wir 29.220 Tage, die wir mit Leben füllen können, die wir aushalten müssen oder genießen dürfen. Eine große Anzahl! Und doch ist sie begrenzt. Vielleicht kann es uns gelingen, keinen Tag einfach nur hinter uns zu bringen, wegzuwünschen, zu vergessen, sondern jeden als ein Geschenk zu sehen, auch wenn uns das, was an ihm geschieht, schwer und unverständlich erscheint. Es gibt eine Sicht von der Welt, mit der es möglich ist allem eine Bedeutung zu geben. Nichts ist leer, nichts ist vergebens, nichts ist nichts. Alles ist etwas.

(Was der Tag mir schenkt von Ulrich Schaffer)