Freitag, 17. Oktober 2008

Meine Arbeit

Buenas dias an alle zu Hause!!!

Richtig krass! Gerade habe ich noch einmal meinen letzten Eintrag gelesen und musste feststellen, dass sich in den drei Wochen, die in der Zwischenzeit vergangen sind, schon so vieles geändert hat bzw. schon so viel neues passiert ist, dass es mir bereits wie eine halbe Ewigkeit vorkommt, seit ich dies geschrieben habe. Auf der anderen Seite sind die Erlebnisse und Gefühle, zum Beispiel wie es mir die ersten Tage erging, die ich hier verbracht habe immer noch so präsent, dass es mir gleichzeitig so vorkommt als hätte ich das alles erst gestern erlebt.

Zu aller erst möchte ich euch dieses Mal von meiner Arbeit berichten. Bin jetzt nämlich seit gut zwei Wochen der stolze Besitzer eines Stundenplans. Auf den hab ich echt sehnsüchtig gewartet. Und genau am Donnerstag den 25. September war es dann soweit. Wir haben uns an einem regnerischen Nachmittag mit unserem Pastor Jorge an einen Tisch gesetzt und eben diesen besagten Plan ausgearbeitet. Gerade habe ich meine zweite richtige Arbeitswoche hinter mir und bis jetzt macht es mir richtig viel Spaß.

So, hier mal ein grober Überblick über mein Arbeitsprogramm für alle dies interessiert.

Dienstag

Mittwoch

Donnerstag

Freitag

Samstag

Sonntag

frei

Englischunterricht für Jugendliche

Sportgruppe für Jugendliche

Kindergruppe

Jugendgruppe

Englischunterricht für Jugendliche

Gitarrenunterricht

Kindergruppe

Gitarrenunterricht

Kindergruppe

Gottesdienst

Tina und ich arbeiten in vier verschiedenen Gemeinden mit und haben dort die verschiedensten Gruppen zu betreuen. Einige von diesen Gruppen wie die Englischgruppen, die Gitarrengruppen oder die Sportgruppen haben wir selbst erst gegründet, worauf ich jetzt schon ganz stolz bin. J Die Jugendgruppen in den Gemeinden an sich waren zwar schon vorhanden, aber wir versuchen diese mit unserer Arbeit nun zu verfestigen und oft kommen auch viele andere Jugendliche, die eigentlich gar nicht zu unserer Kirche gehören, aber eben Schulfreunde von den Jugendlichen sind und in der gleichen Ortschaft leben. Das stört aber auch nicht weiter. Finde es total schön, dass das Interesse an den Kursangeboten unter der Woche so hoch ist, nur schade ist es dann, wenn man Sonntag im Gottesdienst sitzt und es kommen wieder nicht mehr als zwei bis vier Leute. Ich weiß nicht genau warum das so ist, aber das ist momentan echt noch ein Problem. Dabei besucht unser Pastor Jorge oft die Familien die bereits in der Kirchengemeinde sind und versucht sie zum Gottesdienst zu animieren, aber bis jetzt eben eher mit mäßigem Erfolg. Eine andere Sache ist auch, dass es in diesen ländlichen Gemeinden, die fast alle von Bananen- und Ananasplantagen umgeben sind, in denen es vielleicht gerade mal einen kleinen Supermarkt und eine Soda zum Essen gibt und in denen nicht mal richtige Straßen vorhanden sind, bestimmt sechs verschiedene Kirchen existieren, wenn nicht mehr. Kirchen in Anführungszeichen, oft sind es einfach irgendwelche Freikirchen, die sich wie zum Beispiel in El Jardin (eine unserer Gemeinden) vom einen auf den anderen Tag auf dem Sportplatz gegenüber von unserer Kirche gebildet hat. Auf einmal steht da einfach so eine Art Pavillon aus Holz da und Leute kommen, die dort den ganzen Tag Gottesdienst feiern mit lautstarkem „Lobet Gott, lobet Gott“ und Applaus und einem Mann der hin und wieder wild gestikulierend und artikulierend seine Reden schwingt. Irgendwie ganz lustig das mit anzusehen, in wie weit man bei diesen Gruppierungen von Sekten sprechen mag oder ob sie gut oder schlecht sind, vermag ich nicht zu urteilen. Komisch finde ich es nur, dass diese Gruppen so viele Anhänger finden und unsere Gottesdienste bleiben in der Regel unbesucht. Ok, war erst der dritte Gottesdienst in unserer Gemeinde, den ich hier mitbekommen habe, aber ich bin schon mal sehr gespannt wie das weitergeht. Unser Pastor meinte, dass diese Kirchen so viel Zulauf haben, weil sie den Menschen Heilung von Krankheiten und solche Dinge versprechen.

Jedenfalls hab ich festgestellt, dass es mir total viel Spaß macht mich mit den Jugendlichen zu beschäftigen. Vor allem Englisch zu unterrichten bereitet mir große Freude. Ihr müsst nämlich wissen, dass dir Jugendlichen hier in der Schule zwar Englischunterricht bekommen, das Niveau ist aber so niedrig, dass sie zwar die einen oder anderen Vokabeln wie Farben, Zahlen, Tiere,…kennen, aber schon an so einfachen Fragen wie „where are you from?“ oder „How old are you?“ sind sie total gescheitert. Hab das Gefühl damit echt etwas Sinnvolles zu leisten und vielleicht haben die Jugendlichen damit ja zumindest die Chance später mal einen anderen Beruf als ihr Elter zu ergreifen, die Arbeiter auf einer der Plantagen sind. Für mich persönlich war es sowieso sehr erschreckend festzustellen wie vorgezeichnet das Leben der Jugendlichen in unseren Gemeinden doch ist. Einige der Jungs die gerade mal siebzehn sind arbeiten bereits auf der Plantage und werden dort wahrscheinlich auch für den Rest ihres Lebens ihr Geld verdienen. Bei vielen der Mädchen war ich sehr überrascht, dass sie erst fünfzehn oder sechzehn sind, da sie mir schon so erwachsen vorkamen. Hätte sie bestimmt auf achtzehn geschätzt. Wohingegen sie alle auf der anderen Seite, dann zum Teil aber auch doch wieder so kindlich sind und sich für alle möglichen Spiele begeistern können, wo Jugendliche in Deutschland sagen würden „Mann was willst du von mir, lass mich in Ruhe mit dem Babykram“. Aber darin kommt dann eben doch wieder ihr wahres Alter zum Vorschein. Es ist aber auch keine Besonderheit, wenn hier ein Mädchen mit achtzehn schwanger wird. Auch aus diesem Grund besteht eine Familie wohl meistens aus Papa, Mama und sechs Kindern, manchmal auch noch mehr. Mittlerweile bin ich auch schon dreimal gefragt worden, ob ich schon Kinder hab, worüber ich immer wieder schmunzeln muss. Zeigt aber auch wie normal das hier einfach ist. Wenn man das mit Deutschland vergleicht kann man wirklich schon das Gefühl bekommen in zwei völlig verschiedenen Welten zu leben.

So, mittlerweile rufen aber auch schon die alltäglichen Pflichten, wie zum Beispiel grad im Moment Großeinkauf, weswegen ich nun an dieser Stelle enden werde und euch verspreche, dass ich mich bemühen werde in Zukunft öfters mal hier was reinzuschreiben.

Passt auf euch auf

Und ganz liebe Grüße aus der Ferne

Eure Judith